"Verschleppt – Verbannt – Unvergessen“! Die niederösterreichischen Abgeordneten Ferdinand Riefler und Franz Gruber in Stalins Gulag" Am Donnerstag, den 18. September 2025 lud Landtagspräsident Mag. Karl WILFING zur Präsentation des Buches „Verschleppt – Verbannt – Unvergessen“ ein, welches von den beiden niederösterreichischen Landtagsabgeordneten der Nachkriegszeit Ferdinand RIEFLER (ÖVP) aus Obritz im Bezirk Hollabrunn und Franz GRUBER (SPÖ) aus Greinsfurth im Bezirk Amstetten handelt. Die beiden wurden nach Russland in Stalins Gulag veschleppt. |
Riefler: Am 28. August 1946 von der sowjetischen Besatzungsmacht verhaftet und wegen „antisowjetischer Propaganda“ angeklagt. Riefler hatte bei einer politischen Versammlung nicht verhindert, dass über die zahlreichen Plünderungen und Vergewaltigungen durch Rotarmisten geklagt und geschimpft wurde. Ein österreichischer Kommunist hatte das den Sowjets gemeldet. Zu vier Jahren Zwangsarbeit verurteilt und in die Sowjetunion verschleppt. Nach zwei weiteren Jahren Verbannung in der Tatarischen Autonomen Republik am 27. Juli 1952 schwer krank nach Österreich zurückgekehrt.
Rieflers Mandat war bis zum Ende der IV. Gesetzgebungsperiode (1949) für ihn freigehalten worden.
Franz Gruber: Am 13. Juli 1946 von der sowjetischen Besatzungsmacht verhaftet und wegen „Konterrevolutionärer Sabotage“ zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Am 11. August 1946 Festnahme auch seiner Tochter Helene und Verurteilung zu sechs Jahren Zwangsarbeit. Sie kehrte als Helene Bondarewa erst 1960 nach Österreich zurück. Die Verfolgung durch die Sowjets hatte folgende Gründe: Gruber unterhielt ein Waffenlager, bestehend aus zwei Scharfschützengewehren, zwei Kleinkalibergewehren, drei Jagdgewehren, drei Revolvern und fünf Pistolen mit etwa 500 Schuss Munition. Gruber zeigte sich bei der Entnazifizierung gegenüber NS-Belasteten nachsichtig und lotste einen hochrangigen NS-Beamten in die SPÖ. Gruber unterstützte möglicherweise einen Rotarmisten beim Übertritt in die US-Zone und der Rückkehr aus dieser. Denunziationen seitens der Amstettner KPÖ dürften das sowjetische Vorgehen (mit)ausgelöst haben.
Laut sowjetischen Angaben von November 1955 starb Gruber im März 1949 an den Folgen einer Gallenblasenentzündung.
Grubers Mandat war bis zum Ende der IV. Gesetzgebungsperiode (1949) für ihn freigehalten worden. Für die Landtagswahl von 1949 schien er noch auf der Kandidatenliste auf.
Aus dem Buch „Erinnerungen Ferdinand Rieflers“ las Peter FAERBER. Zum Buch selbst sprach der Historiker und Autor Christoph H. BENEDIKTER und die Leiterin des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgenforschung Barbara STELZL-MARX.
Die Moderation des Nachmittags nahm Reinhard LINKE vor und interviewte zum Thema „Erinnern für die Zukunft Niederösterreichs“ neben dem Landtagspräsident Wilfing auch Landeshauptfrau Mag. Johanne MIKL-LEITNER.
Aus dem Bezirk Hollabrunn nahmen Landtagsabgeordneter Bgm. ÖkR Richard HOGL, die Enkeltochter von Ferdinand Riefler …. und für die Katastralgemeinde Obritz der Vizebürgermeister der Marktgemeinde Hadres Erich GREIL, sowie der ehemalige Vizebürgermeister Karl SCHNITZER und Franz BRANDSTÖTTER.
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Im Bild v.l.n.r.: Karl Schnitzer, Franz Brandstötter, Erich Greil, Karl Wilfing, Johanna Mikl-Leitner, Barbara Stelzl-Marx, Christoph H. Benedikter, Richard Hogl
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