>> zurück

Aktuelles

Sensationsfund: 1.000-jähriges Brunnenholz!

Er bestätigt bayrische Kolonisation

Wer in seinem Garten einen Brunnen gräbt, kann viel entdecken. Das trifft zumindest auf Gerald Patschka aus Aspersdorf bei Hollabrunn (NÖ) zu. Er stieß auf die Reste eines uralten, vom Grundwasser konservierten Brunnenschachtes, der wissenschaftlich analysiert wurde.

Das bestätigt, dass die erste Phase der Neubesiedelung des Weinviertels aus Bayern um das Jahr 1040/50 startete. Zu sehen ist das Brunnenholz heuer noch bis 1. November im Rahmen der Erfolgsausstellung „Der Wilde Osten vor 1.000 Jahren“ im Stadtmuseum Hollabrunn.
Etwa ab den Jahren 1040/1050 wurde das Weinviertel von Bayern aus neu besiedelt. Ganze Karawanen von Landsuchenden drängten die Donau abwärts zu den freien Plätzen im „Wilden Osten“ des damaligen Deutschen Reiches. Sie gründeten unsere heutigen Dörfer und Burgstätten. Schriftliche zeitgenössische Quellen gibt es dazu nur wenige und die Datierung von häufig gefundener Keramik ist nur sehr grob möglich. Archäologisch umso wichtiger sind seltene, zeitlich exakt bestimmbare Fundstücke aus dieser ersten Gründungsphase im Hochmittelalter.
Ein solcher Sensationsfund ist vor kurzem Gerald Patschka aus Aspersdorf bei Hollabrunn geglückt. Beim Graben eines Brunnens in seinem Vorgarten stieß er in 3,5 Metern Tiefe auf den alten Grundwasserhorizont. Er war offenbar nicht der Erste, der dort einen Brunnen anlegen wollte. Denn er entdeckte durch das Wasser konservierte Holzstücke eines alten Brunnenschachtes, die er vorsichtig barg. Weil er auch einige Keramik- und Knochenstücke fand, war dem erfahrenen Mitarbeiter des Hollabrunner Museumsvereines sofort klar, dass hier besondere Fundumstände vorliegen.
Wissenschaftliche Untersuchung bringt sensationelles Ergebnis
Die Holzproben wurden nach eingehender Trocknung zur Altersbestimmung mittels Baumringmethode (Dendrochronologie) an Michael Grabner von der Universität für Bodenkultur weitergegeben. Das Ergebnis war entsprechend sensationell: Das Brunnenholz stammt von mehreren alten Eichen, die ab dem Jahr 936 in unserem Raum gewachsen sind und zwischen 1052 und 1099 gefällt wurden. Das Holz ist damit rund 1.000 Jahre alt und wurde von den Pionieren in der ersten Gründungsphase verarbeitet.
Zu sehen ist das Brunnenholz nun im Rahmen der Erfolgsausstellung „Der Wilde Osten vor 1.000 Jahren“ im Stadtmuseum Hollabrunn. Dabei geht es um die Neubesiedelung des Weinviertels und in der Folge um das „Versinken“ vieler kleiner Dörfer und Burgen im Spätmittelalter.
„Diese Datierung bestätigt genau die hochmittelalterliche Siedlungsphase, die bairische Kolonisation“, erklärt Gerhard Hasenhündl vom Stadtmuseum Hollabrunn. Aspersdorf bestand damals noch aus zwei Ortsteilen: aus der Siedlung „Aspersdorf“ um den Kirchberg und aus „Borenland“, heute die Zeile entlang des Göllersbaches. Erst im Spätmittelalter sind beide Orte durch weiteren Zuzug zusammengewachsen.

>> Bild vergrößern